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Was ist und wie gut ist 5160 Stahl als Messerstahl?

Als Messerfan aber auch als Messermacher ist man logischerweise sehr interessiert an verschiedenen Stählen, ihren Eigenschaften und Qualitäten. Und so kommt es, dass man früher oder später auch über den 5160 Stahl stolpert. Mir erging es jedenfalls so. Und die Tatsache, dass du das liest bedeutet, dass es bei dir ähnlich ist und du mehr über diesen Stahl wissen möchtest.

Darum gleich mal das wichtigste vorab – ist 5160 Stahl ein guter Messerstahl? Ja. Er hat das, was ein guter Messerstahl haben muss. Um ihn aber ganzheitlich zu verstehen solltest du weiterlesen, um mehr zu erfahren über seine chemische Zusammensetzung, seine Härte und was ihn sonst noch ausmacht.

Doch beantworten wir zunächst einmal die Frage:

Was ist 5160 Stahl?

5160 ist ein niedrig-legierter Federstahl mit hohem Kohlenstoff- und Chromanteil. Es ist ein sehr zäher Stahl mit hoher Schlagzähigkeit. Er wird für Schwerter, große Messer, in der Automobilindustrie und hier vor allem für Blattfedern verwendet.

Federstahl ist eine Bezeichnung für niedrig-legierten Mangan-, Medium- und/oder Hochkohlenstoffstahl mit einer hohen Streckgrenze.

Die erste Ziffer der Nomenklatur bei Stahllegierungen steht für die Klasse der Stahllegierung. Im Fall von 5160 Stahl steht die 5 für Stahllegierungen, die Chrom als Hauptlegierungselement verwenden. Die zweite Ziffer steht für die Konzentration des genannten Legierungselements – 5160 Stahl besteht also aus 1% Chrom in der Masse. Die letzten beiden Ziffern stehen für die spezifische Konzentration des Kohlenstoffs, d.h. sie bezeichnen, dass die Legierung 0,60% Kohlenstoff enthält. Das aleine reicht aber noch nicht um als 5160-Stahl zu gelten, muss das Material auch die Konzentrationstoleranzen für die anderen Elemente erreichen, siehe nächster Abschnitt.

Chemische Zusammensetzung

5160 besteht im Wesentlichen aus einem niedrigen Mangan- und einem mittleren Kohlenstoffgehalt, wie er für alle Federstähle typisch ist. Dieser Federstahl wurde jedoch mit zugesetztem Chrom modifiziert, um dessen Härtbarkeit zu verbessern. Hier die vollständige Zusammensetzung von 5160 Stahl:

ElementAnteilWirkung
Chrom0,9%Verbessert die Verschleißfestigkeit, Warmfestigkeit und Zunderbeständigkeit. Es erhöht die Zugfestigkeit, da es als Karbidbildner wirkt. Verwendung von rostfreien bzw. Edelstählen, da es ab einem Masseanteil von 12,2% die Korrosionsbeständigkeit steigert. Verringerung der Schweißbarkeit.
Kohlenstoff0,64%Erhöhung der Härte und Zugfestigkeit. In größeren Mengen Erhöhung der Sprödigkeit und Herabsetzung der Schmiedebarkeit und Schweißeignung.
Mangan1,0%Verbessert Härte und Zugfestigkeit.
Phosphor0,035%Erhöht die Zugfestigkeit, Härte und Korrosionsbeständigkeit aber auch die Versprödung.
Schwefel0,04%Erhöht die Zerspanbarkeit aber auch die Versprödung.
Silizium0,3%Verbessert die Festigkeit.

Wie man sieht, besteht 5160 Stahl aus einer Mischung von Kohlenstoff, Chrom und Mangan zu grob gleichen Teilen.

Welche Härte (HRC) hat 5160 Stahl?

Mit einer Härtbarkeit von 57-58 HRC ist 5160 ein harter, aber kein superharter Stahl.

Bei Anwendung einer geeigneten Wärmebehandlung erreicht 5160 Stahl eine Härte von 57-58 HRC. Dies ist eine durchaus anständige Härte für Stahl, die im Mittelfeld zwischen den harten (ab 60 HRC) und den weichen Stählen liegt. Diese ordentliche Härte bedeutet wiederum, dass dieser Stahl eine auch ordentliche Verschleißfestigkeit aufweist und seine Schärfe nicht sofort nach ein paar Schnitten verliert.

Ist 5160 rostfrei bzw. ein Edelstahl?

5160 Stahl ist weder ein rostfreier Stahl noch ein Edelstahl. Um als rostfrei zu gelten würde er je nach Definition einen Chromanteil von mindestens 10,5 – 13% Chrom benötigen der im Austenit bzw. Ferrit gelöst sein muss (siehe hier), und ein Edelstahl ist er auch nicht, da sein Schwefel- und Phosphorgehalt (sog. Eisenbegleiter) 0,025% übersteigt (siehe hier).

Eigenschaften von 5160 Stahl

Entsprechend der chemischen Zusammensetzung und der Härte von 5160 bietet dieser:

Schnitthaltigkeit

5160 Federstahl verfügt über eine gute Schnitthaltigkeit. Nicht die beste, dafür ist er zu weich, aber durchaus passabel. Der im Vergleich zu deutlich härteren Stählen vergleichsweise niedrige Kohlenstoffgehalt ist verantwortlich dafür, dass weniger Karbide gebildet werden was sich negativ auf die dauerhafte Erhaltung der Schärfe auswirkt. 5160 Federstahlmesser müssen daher regelmäßig geschärft werden, vor allem wenn man mit ihnen harte Materialien schneidet. Trotz allem hält eine Klinge aus 5160 Stahl seine Schärfe besser als die meisten anderen Messer in diesem Härtebereich die es auf dem Markt gibt.

Korrosionsbeständigkeit

Der 5160 Federstahl ist rostanfällig beziehungsweise kann im Handumdrehen rosten, wenn man nicht aufpasst. Chrom hat einen wesentlichen Einfluss auf die Korrosionsbeständigkeit, und die vergleichsweise geringen Mengen die in diesem enthalten sind (0,70-0,90%) sind schuld an diesem Problem. Was sich jetzt vielleicht dramatisch anhört ist in der Realität aber nicht so schwer zu begegnen: einfach das Messer nach Gebrauch reinigen, die Klinge mit einem öligen Tuch abwischen und das Messer an einem trockenen, nicht korrosiven Ort aufbewahren!

Verschleißfestigkeit

Dieser Federstahl bietet eine ordentliche Verschleiß- bzw. Abriebfestigkeit. Dies liegt daran, dass er einen ausreichenden Kohlenstoffgehalt aufweist, der für eine ordentliche Härte sorgt. Ordentliche Verschleißfestigkeit bedeutet weiterhin, dass der Stahl eine gute Haltbarkeit hat und im Vergleich zu weicheren Stählen bei regelmäßigem Gebrauch problemlos dem normalen Verschleiß standhält.

Schärfe

Je härter ein Messerstahl, desto schwieriger ist er zu schärfen, 5160 ist zwar ein tendenziell harter Stahl, aber nicht super hart, daher ist er eher leicht zu schärfen. Ein hoher Anteil an Chromkarbiden in einer Stahllegierung macht Stähle gemeinhin schwer zu schärfen. Das ist auch der Grund, warum Superstähle mit hohem Chromgehalt am schwersten zu schärfen sind. Umgekehrt sind Stähle wie der 5160 mit niedrigem Chromgehalt karbidarm und lassen sich daher vergleichsweise leicht und schnell schärfen. Zudem lässt sich mit einfachen Schärfwerkzeugen eine sehr scharfe Schneide erzielen.

Zähigkeit

5160 Stahl bietet eine hervorragende Zähigkeit! Der geringe Karbidanteil in diesem Stahl ermöglicht eine wirklich hohe Zähigkeit im Vergleich zu vielen anderen Stählen. Ein kurzer Blick in Outdoor-Foren verdeutlicht seine große Leistung bei der Durchführung von harten Aufgaben wie etwa Batoning, Hacken von Holz, etc. ohne dass es zu Brüchen oder Absplitterungen käme. Stichwort „Outdoor- und Survival“ – ein weicherer, zäher Stahl ist nicht nur für diese Art Aufgaben bestens geeignet. Er bleibt zwar nicht so lange scharf, allerdings ist er auch mit einfachen Mitteln im Feld wieder ausreichend scharf zu bekommen. Denn: was nützt ein stumpf gewordener Superstahl, wenn keine Schleifmaschine zur Hand ist?

Zerspanbarkeit

Andererseits ist 5160 ein sehr harter Stahl im Hinblick auf die maschinelle Bearbeitung. Zudem muss der Stahl vor der Bearbeitung geglüht werden, um maximale Geschwindigkeiten und Vorschübe zu erreichen. Als Faustregel kann man sagen, dass Stähle bis 60 HRC mit normalen Werkzeugen be- bzw- verarbeitbar sind.

Schweißen

5160 ist nicht zum schweißen geeignet.

Schmieden

5160 Stahl wird zwischen 1149°C – 1204°C (2100°F – 2200°F) geschmiedet.

Wärmebehandlung

Im Allgemeinen wird 5160 in Öl gehärtet. Zum Abschrecken ist die beste Temperatur 830°C (1525°F), und für das Anlassen liegt sie zwischen 425 und 700°C (800 und 1300°F).

Ist 5160 ein guter Messerstahl?

Meine Antwort ist Ja, 5160 ist ein großartiger Messerstahl – mit Ausnahme der Korrosionsbeständigkeit. Seine Schnitthaltigkeit ist gut, wie auch seine Härte, Zähigkeit und Verschleißfestigkeit. Wer also auf der Suche nach einem überaus erschwinglichen und robusten Messer ist, das auch einiges wegstecken kann, für den 5160 eine gute Wahl.

Wer andererseits aber beabsichtigt es vorwiegend in nassen Umgebungen einzusetzen, wie etwa Fischer, Jäger, Taucher oder auch Köche, der wird mit einem Messer aus 5160 Stahl wahrscheinlich nicht glücklich. Es ist wie gesagt anfällig für Korrosion und wird daher sehr schnell rosten. Natürlich kann man das durch entsprechende Pflege – Reinigung und einölen nach Gebrauch – weitestgehend verhindern, es ist aber bei häufigem Einsatz ein nicht unwesentlicher Zusatzaufwand der bei rostfreien Messern aus H1 oder LC200N, oder im Budgetbereich 420HC einfach nicht anfällt.

Stahl-Äquivalent: 5160

Das britische Pendant zum 5160 Stahl ist der Federstahl BS 527H60. Die Zusammensetzung der Stähle ist zu 100 % identisch, was bedeutet, dass sie bei der Herstellung von Messern dieselbe außergewöhnliche Zähigkeit und gute Verschleißfestigkeit bieten.

Andere Stähle, die dem 5160 Federstahl entsprechen, sind unter anderem die deutschen Stähle DIN 65MnCr4 und DIN 60Cr3 sowie der chinesische GB 60CrMnA (Quelle: zknives). Diese Stähle haben die gleiche chemische Zusammensetzung wie der 5160 und bieten somit so ziemlich die gleiche Leistung.

Vergleich 5160 Stahl mit ähnlichen Stählen

In diesem Abschnitt stelle ich noch mal konkret die wichtigsten Eigenschaften von 5160 und 1095 gegenüber.

5160 vs 1095

1095 ist ebenfalls ein Federstahl. Allerdings hat 1095 einen höheren Kohlenstoffgehalt als 5160, so dass er eine höhere Verschleißfestigkeit und eine bessere Schnitthaltigkeit als sein Gegenstück aufweist. 1095 Stahl ist auch leicht zu bearbeiten, aber 5160 lässt sich im Vergleich zu ihm leichter schärfen.

Beide Stähle bieten eine schlechte Korrosionsbeständigkeit, aber 5160 ist schlechter als 1095. Obwohl 1095 auch zäh ist, ist seine Zähigkeit nichts im Vergleich zu 5160. Unterm Strich bietet 1095 die gleiche Leistung wie 5160, allerdings bei geringerer Zähigkeit.

5160 vs D2

D2 verfügt über einen höheren Kohlenstoffgehalt und bietet eine bessere Schnitthaltigkeit als 5160 Stahl. Auch D2 hat nicht die allerbeste in Korrosionsbeständigkeit (D2 ist semi-rostfreier Stahl), schlägt 5160 aber mit seiner besseren Anti-Rost-Leistung. Allerdings ist die Zähigkeit von D2 geringer als von 5160 Federstahl. Außerdem ist D2 schwerer zu schärfen.

5160 vs 420HC

420HC ist ein Stahl der unteren Preisklasse und eine Abwandlung des alten 420er Stahls. Dieser Stahl bietet in etwa die gleiche Korrosionsbeständigkeit wie 5160. Er enthält 13% Chrom, was im Gegensatz zu unserem rostanfälligen 5160 Stahl eine hohe Korrosionsbeständigkeit bietet. Allerdings ist 5160 besser in Bezug auf Zähigkeit und eine bessere Schärfe als 420HC.

5160 vs 9260

9260 ergibt ebenfalls eine superzähe Klinge und ist ein wichtiger Konkurrent des 5160 in der Schwertindustrie. Dieser Stahl ist sogar noch flexibler als 5160 Stahl, so dass er bis zu 90 Grad gebogen werden kann und trotzdem wieder in seine ursprüngliche Form zurückkehrt, was ihn für die Herstellung von Degen am besten geeignet macht. 9260 gilt jedoch als exotischer Stahl und ist teurer als 5160.

5160 vs S30V

S30V ist ein Premium-Messerstahl der eine weitaus bessere Schnitthaltigkeit bietet als 5160 Stahl. Er enthält ebenfalls viel Chrom und ist ein rostfreier Stahl, der damit auch eine bessere Korrosionsbeständigkeit bietet als 5160. Er ist zudem deutlich härter und damit schwieriger zu schärfen als 5160.

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Fazit

Egal ob Messerhersteller oder Messeranwender, beide sollten den 5160 Stahl im Hinterkopf behalten, denn er ist ein grossartiger Messerstahl. Allerdings braucht er als nicht-rostfreier Stahl mehr Pflege und Zuwendung als ein nichtrostender Stahl. Das macht ihn auch für Anwendungen in tendenziell nassen Umgebungen wenig(er) geeignet. Alles in allem, ist er aber ein toller Stahl für große Messer und Schwerter, hart, aber schlecht in der Bearbeitung (was erklärt, warum es nicht sehr beliebt für kleine Messer ist).

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