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Wie gut ist AISI 1095 Stahl?

Wer sich für Messer interessiert, insbesondere für Custom-Messer, dem ist sicher schon mal der AISI 1095 Stahl über den Weg gelaufen. Da du das hier gerade liest stehen die Chancen also gut, dass du hier bist, weil du mehr über diesen Stahl wissen möchtest, wie etwa wie seine chemische Zusammensetzung ist, seine Härte und seine Eignung als Messerstahl.

Nun, auch mir ging es mal so, und darum habe ich etwas recherchiert und die Informationen, die ich zum AISI 1095 Stahl finden konnte, in diesen Beitrag zusammen getragen.

Genug der Vorrede, fangen wir an und klären zunächst erst mal die Frage:

Was ist AISI 1095 Stahl?

AISI 1095 Stahl ist ein „alter“ Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt aus der 10XX Stahlreihe, der im Allgemein für Messer und Klingen verwendet wird. Die ersten beiden Ziffern der Bezeichnung „1095“ beziehen sich dabei auf die beiden Hauptelemente, die im Stahl verwendet werden, die letzten beiden Ziffern stehen für den durchschnittlichen Prozentsatz des verwendeten Kohlenstoffs.

Im Falle von „1095“ bezieht sich die erste Ziffer, „1“, auf Kohlenstoff, die zweite Ziffer „0“ bedeutet, dass es kein zweites Hauptelement gibt, das in der Legierung verwendet wird, denn die beiden letzten Ziffern, die 9 und die 5, beziehen sich auf 0,95%, was bedeutet dass der Stahl einen Kohlenstoffanteil von 0,95% hat.

Chemische Zusammensetzung

ElementAnteilWirkung
Kohlenstoff0,95%Erhöhung der Härte und Zugfestigkeit. In größeren Mengen Erhöhung der Sprödigkeit und Herabsetzung der Schmiedebarkeit und Schweißeignung.
Mangan0,5%Verbessert Härte und Zugfestigkeit.
Phosphor0,03%Erhöht die Zugfestigkeit, Härte und Korrosionsbeständigkeit aber auch die Versprödung.
Schwefel0,05%Erhöht die Zerspanbarkeit aber auch die Versprödung.

Wie man sieht, besteht 1095 hauptsächlich aus Kohlenstoff und Mangan, was ihn zu einem sehr harten Stahl macht.

Ist AISI 1095 ein Werkzeugstahl?

AISI 1095 ist ein Werkzeugstahl mit vergleichsweise hohem Kohlenstoffgehalt. Die Bezeichnung Werkzeugstahl findet gemeinhin für Stähle ab einem Kohlenstoffgehalt von 0,5% Anwendung. Im Allgemeinen hat Werkzeugstahl aber einen Kohlenstoffanteil von deutlich über 1 %, was das Verhalten des Stahls signifikant verändert.

Ist AISI 1095 Stahl ein Edelstahl beziehungsweise rostfrei?

AISI 1095 Stahl ist weder ein rostfreier Stahl noch ein Edelstahl. Um als rostfrei zu gelten würde er je nach Definition einen Chromanteil von mindestens 10,5 – 13% Chrom benötigen der im Austenit bzw. Ferrit gelöst sein muss (siehe hier), und ein Edelstahl ist er auch nicht, da sein Schwefel- und Phosphorgehalt (sog. Eisenbegleiter) 0,025% übersteigt (siehe hier), die Grenzen sind aber fließend, und nicht jeder teilt meine Einschätzung. Was auch noch hinzu kommt ist, dass es Unterschiede zwischen der deutschen DIN-Norm und US- bzw. anderen nicht-deutschen Normen gibt.

Welche Härte (HRC) hat 1095 Messerstahl?

AISI 1095 kann eine Rockwell-Härte von bis zu 58HRC erreichen, dabei kann er bei 204 bis 649°C angelassen werden (Quelle: Weltstahl).

Eigenschaften von AISI 1095 Stahl

Entsprechend der chemischen Zusammensetzung und der Härte von AISI 1095 Stahl bietet dieser folgende Eigenschaften und Merkmale:

Schnitthaltigkeit: Es handelt sich bei AISI 1095 um einen harten Stahl, der dank der in der Legierung verwendeten Mischung aus Kohlenstoff und Mangan eine hohe Festigkeit der Schneide bietet. Das bedeutet seine Schnitthaltigkeit ist gut, sie bewegt sich im oberen Mittelfeld.

Korrosionsbeständigkeit: Die Korrosionsbeständigkeit von AISI 1095 ist gering, da kein Chrom in der Legierung enthalten ist. Anders gesagt: 1095 ist ein sehr korrosionsanfälliger Stahl der sehr schnell rosten wird.

Verschleißfestigkeit: AISI 1095 ist hart und bietet eine gute Verschleißfestigkeit. Sie ist zwar noch zu toppen, aber für den Einsatz im Freien reicht sie aus.

Schärfe: AISI 1095 ist verhältnismäßig leicht, also noch mit normalen Schleifsteinen, zu schärfen. Merke: je härter der Stahl desto anspruchsvoller ist er zu schärfen. Die Grenze wo sich ein Stahl noch mit konventionellen Schleifsteinen schärfen lässt und ab wann man einen Diamantschleifstein benötigt liegt bei 60 HRC. Für Messer darunter reicht ein herkömmlicher Schleifstein und ab 60HRC wird’s zäh.

Zerspanbarkeit: 1095 ist sehr gut für die maschinelle Bearbeitung geeignet.

Zähigkeit: Die Zähigkeit von AISI 1095 Messerstahl ist gut, wobei diese aber auf Kosten der Härte sinken kann – 1095 kann theoretisch bis auf 63 HRC gehärtet werden, der Stahl wird dann aber spröde sein.

Ist AISI 1095 Stahl ein guter Messerstahl?

AISI 1095 ist ein beliebter Stahl den es schon sehr lange gibt. Seine Wärmebehandlung ist einfach, seine Zähigkeit ist gut und er kann eine hohe Härte mit exzellenter Schnitthaltigkeit erreichen und ist gleichzeitig nicht teuer.

Das alles macht ihn zu einem tollen Stahl für die Messerherstellung, besonders für Anfänger. Der Stahl ist anwenderfreundlich, leicht zu schärfen, leicht zu härten – von mäßig bis ultra-hart (dann aber spröde).

AISI 1095 ist sicher nicht der PERFEKTE Stahl zur Messerherstellung, denn einen „perfekten Stahl“ gibt es nicht. Es kommt immer auf die Anwendung und den Umgebung an in der ein Messer eingesetzt werden soll, um DAFÜR dann den perfekten Stahl zu finden. 1095 hat aber definitiv seinen Platz im „Club der guten Stähle zur Messerherstellung“.

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AISI 1095 Stahl – Äquivalente

Innerhalb der 10xx-Serie ist AISI 1084 einer dem AISI 1095 sehr ähnlichen Stahl. Mit Ausnahme von Silizium (1084 enthält mehr Silizium) haben beide eine nahezu identische chemische Zusammensetzung. Mit beiden Stählen ist es möglich eine Schneide mit guter Festigkeit, guter Härte und großer Verschleißfestigkeit zu produzieren. Beide Stähle haben leider nur eine geringe Korrosionsbeständigkeit und sie liegen preislich etwa gleich auf. Jeder dieser Stähle eignet sich gut für Einsteiger die ihre ersten Schritte ins Messermacher-Handwerk tun wollen, da der Prozess des Erwärmens und Anlassens bei ihnen recht einfach ist.

AISI 1095 vs AISI 1084

In diesem Abschnitt stellen wir 1095 und 1084 in vier Kriterien gegenüber: Schnitthaltigkeit, Korrosionsbeständigkeit, Leichtigkeit des Schärfens und Zähigkeit, auf einer Skala von 1 bis 10.

Disziplin10951084
Schnitthaltigkeit5/104/10
Einfachheit des Schärfens7/103/10
Korrosionsbeständigkeit2/103/10
Zähigkeit7/103/10

Wie man schön sieht, bietet AISI 1095 im Vergleich zu AISI 1084 eine vergleichbare Leistung in Punkto Schnitthaltigkeit und Korrosionsbeständigkeit, wobei 1095 bei der Schnitthaltigkeit die Nase vorne hat und 1084 bei der Korrosionsbeständigkeit.

Abgesehen davon unterscheiden sie sich deutlich in den anderen beiden Disziplinen.

Der Grund?

Karbide.

Sie sind sowohl Vor- als auch Nachteil. Im Falle von 1095 sorgen sie für die bessere Schnitthaltigkeit aber auch dafür dass dieser Stahl deutlich anspruchsvoller zu schärfen ist. Auch machen die Karbide die Wärmebehandlung weniger fehlertolerant. Dies ist ein Vorteil von 1084 – er verzeiht viel mehr und eignet sich somit besser für Anfänger.

Genau betrachtet, scheint es nicht viel zu sein, aber dieser kleine Prozentsatz mehr Kohlenstoffanteil im 1095er Stahl macht einen großen Unterschied in der Art und Weise wie die Wärmebehandlung durchgeführt wird bzw. durchzuführen ist. Der zusätzliche Kohlenstoff wirkt sich positiv auf die Korrosionsbeständigkeit aus und ist somit ein Schlüsselelement für gute Schnitthaltigkeit. Vorausgesetzt, er kann zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle eingesetzt werden. Kann er das nicht, dann wird der zusätzliche Kohlenstoff eher zu einem Hindernis.

Die größten Unterschiede bei der Wärmebehandlung liegen in den Temperaturen, auf die erhitzt wird, und darin, wie schnell von diesen Temperaturen wieder abgekühlt wird.

Beim 1084er Stahl kann die Temperatur zum Härten problemlos zwischen 780 und 850°C liegen, bei 1095 muss sie aber so präzise wie möglich bei 800°C bleiben. Weiterhin kann 1084er Stahl nahezu beliebig schnell von oberhalb der kritischen Temperatur abkühlen um ihn zu glühen und weitere Behandlungen durchzuführen, die kein Abschrecken beinhalten. Bei 1095 sollte – sofern möglich – alles vermieden werden, was langsamer ist als an Luft.

Zur Erklärung:

Glühen und Härten sind zwei verschiedene Dinge. Das Glühen unterhalb der kritischen Temperatur entfernt den Kohlenstoff aus der Lösung, die Härtungswärme bringt ihn in die Lösung, so dass er dort eingebunden werden kann. Die Härtungshitze wird also oberhalb des nicht-magnetischen Bereichs bei 800°C liegen. Man muss nur Aufpassen nicht zu viel Kohlenstoff in die Lösung einzubringen, da man sonst schlechte Ergebnisse beim Abschrecken erhält. AISI 1095 hat daher ein deutlich engeres Fenster in Bezug auf das Verzeihen von Fehlern.

Fazit

Ein Messer aus 1095er Stahl zu besitzen ist überaus beliebt, da es diesen Stahl schon lange gibt, und viele große Namen der Messerindustrie ein „1095er Messer“ auf dem Markt haben. Und ehrlich gesagt, trotz seiner Korrosionsbeständigkeit ist er ein großartiger Stahl für alle Arten von Messern, von EDCs bis zu Messern mit feststehenden Klingen. Alles was man tun muss ist es etwas zu pflegen – nichts dramatisches – putzen nach Gebrauch, gelegentlich ölen und Rost entfernen wenn nötig.und man wird jahrelang Freude an einem Messer aus AISI 1095 Stahl haben.

Auch interessant:

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Wie gut ist 1095 CRO-VAN Stahl als Messerstahl? – hier.

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Noch mehr zu AISI 1095 Stahl

Outdoormesser.net nach „1095“ durchsuchen – hier.

4 Kommentare zu „Wie gut ist AISI 1095 Stahl?“

  1. Michael Saberschinsky

    Oben im Artikel wird erwähnt, er hätte eine gute Schnitthaltigkeit / oberes Mittelfeld .. bei der Punkteverteilung bekommt er aber nur 3 von 10 (3/10) ?

  2. Schöne Seite –

    hier aber aus meiner Sicht noch eine paar Hinweise:
    Die Behauptung , das ist keine Edelstahl ist nicht ganz korrekt – der Begriff Edelstahl orientiert sich an der Reinheit der Stähle (d.h. nichtmetallische Verunreinigungen). Was sie vermutlich meinen ist , dass der Stahle nicht unter die DIN EN 10088-1:2014-12 Nichtrostende Stähle fällt.
    Auch die Beschreibung, dass dieser Stahl keine Werkzeugstahl ist, kann man so nicht stehen lassen: Bei der überwiegenden Anzahl von Legierungen aus der Gruppe der Werkzeugstähle liegt der C Gehalt deutlich unter 1 Prozent.
    Viele Grüsse aus Schwarza
    M.Hofmann

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