X50CrMoV15 Stahl ist ein Synonym für Küchenmesser. Wer heute ein neues Küchen- oder Kochmesser kaufen möchte, für den stehen die Chancen gut, dass es ein Messer einer beliebten Marke mit einer Klinge aus X50CrMoV15 Stahl wird.
Wer jedoch keine Erfahrung mit diesem Stahl oder generell wenig Ahnung von Messerstählen und ihren ganz spezifischen Eigenschaften hat, der wird sich möglicherweise fragen, ob dieser Stahl für seine Zwecke geeignet ist oder nicht. Typische Fragen sind die nach dessen Schneidleistung? Ob er rostanfällig ist oder nicht, wie leicht bzw. schwer er zu schärfen ist und wie gut er diese Schärfe hält, und noch vieles mehr.
In diesen Artikel habe ich alle wichtigen Informationen über diesen Messerstahl zusammengetragen, um alle Fragen zu beantworten, und euch letztlich die Entscheidung zu erleichtern, ob ihr ein Messer aus X50CrMoV15 Stahl kaufen solltet oder nicht.
Inhaltsverzeichnis
Also, was ist X50CrMoV15 Stahl?
DIN X50CrMoV15 ist ein deutsche Stahl der sich vor allem bei Küchenmessern großer Beliebtheit erfreut. Seine hohe Rost- und Korrosionsbeständigkeit und seine hervorragenden Schneideigenschaften sind einige der wichtigsten Merkmale, die diesen Stahl ideal für die Herstellung äußerst zuverlässiger Küchenmesserklingen machen.
X50CrMoV15 ist ein nichtrostender Stahl und unter anderem auch bekannt als AISI 420MoV und 1.4116, Die kryptische Bezeichnung X50CrMoV15 steht für 0,5% Kohlenstoff und die 15% stehen für Chrom (Cr). Das MoV steht für Molybdän (Mo) und Vanadium (V) – zusätzliche Elemente, die das Korngefüge und die Haltbarkeit des Stahls verbessern. Trotz einiger irreführender Marketingaussagen ist X50CrMoV15 KEIN kohlenstoffreicher Stahl.
Chemische Zusammensetzung von X50CrMoV15
Element | Anteil | Wirkung |
---|---|---|
Chrom | 15% | Verbessert die Verschleißfestigkeit, Warmfestigkeit und Zunderbeständigkeit. Es erhöht die Zugfestigkeit, da es als Karbidbildner wirkt. Verwendung von rostfreien bzw. Edelstählen, da es ab einem Masseanteil von 12,2% die Korrosionsbeständigkeit steigert. Verringerung der Schweißbarkeit. |
Kohlenstoff | 0,5% | Erhöhung der Härte und Zugfestigkeit. In größeren Mengen Erhöhung der Sprödigkeit und Herabsetzung der Schmiedebarkeit und Schweißeignung. |
Mangan | 1,0% | Verbessert Härte und Zugfestigkeit. |
Molybdän | 0,8 % | Verbessert die Härtbarkeit, Zugfestigkeit und Schweißbarkeit. Verringerung der Schmiedebarkeit und Dehnbarkeit. |
Phosphor | 0,04% | Erhöht die Zugfestigkeit, Härte und Korrosionsbeständigkeit aber auch die Versprödung. |
Schwefel | 0,015% | Erhöht die Zerspanbarkeit aber auch die Versprödung. |
Silizium | 1,0% | Verbessert die Festigkeit. |
Vanadium | 0,2% | Steigerung der Härte, Erhöhung der Verschleißfestigkeit und Verbesserung der Anlaßbeständigkeit. |
Die Mischung aus hohem Chrom- und geringem Molybdän-Gehalt sorgt für eine höhere Korrosionsbeständigkeit als bei den gewöhnlichen martensitischen Stahlvarianten. Ebenso trägt die Mischung aus Molybdän und Vanadium dazu bei, das Korngefüge zu verstärken und die Langlebigkeit zu erhöhen.
Welche Härte (HRC) hat X50CrMoV15 Stahl?
X50CrMoV15 kann eine maximale Härte von 56 HRC erreichen. Je nach Wärmebehandlung durch den Hersteller kann die Härte jedoch zwischen 52 und 56 HRC liegen. 56 HRC Dies ist ein guter Härtegrad – nicht zu weich, dass ein Messer schnell stumpf würde und nicht zu hart und damit einfach zu schärfen.
Ist X50CrMoV15 rostfrei bzw. Edelstahl?
X50CrMoV15 ist ein rostfreier Stahl aber kein Edelstahl. Um als rostfrei zu gelten muss er je nach Definition über einen Chromanteil von mindestens 10,5 – 13% Chrom verfügen der im Austenit bzw. Ferrit gelöst sein muss (siehe hier). Mit 15% ist X50CrMoV15 hier gut ausgestattet. Ein Edelstahl ist dieser Stahl aber leider nicht, da sein Schwefel- und Phosphorgehalt (sog. Eisenbegleiter) zumindest beim Phosphor mit 0,4% den Grenzwert deutlich übersteigt (siehe hier).
Eigenschaften von X50CrMoV15 Stahl
Entsprechend der chemischen Zusammensetzung und der Härte von 56 HRC bietet dieser:
Schnitthaltigkeit
Aufgrund des niedrigen Kohlenstoffgehalts und des relativ geringen Vanadiumanteils kann X50CrMoV15 Stahl keine extrem harten Karbide erzeugen. Das bedeutet, dass er nicht in der Lage ist, seine Schärfe für eine wirklich lange Zeit zu halten. Seine Schnitthaltigkeit ist nicht die schlechteste, aber sie liegt am unteren Ende der Skala von High-End-Stählen. Viele Benutzer sind sich einig, dass die Schnitthaltigkeit am schlechtesten ist, wenn das Messer abrasiven (schleifenden) Schnitten ausgesetzt ist. Ansonsten hat die Klinge eine gute Stabilität.
Korrosionsbeständigkeit
Die insgesamt hohe Korrosions- und Rostbeständigkeit ist einer der Gründe, warum dieser Stahl zum Quasi-Standard für viele Küchenmesser geworden ist. Er enthält rund 15% Chrom und damit mehr als für das Prädikat „rostfreier Stahl“ erforderlich ist. Zusammen mit dem Zusatz von Molybdän trägt dies dazu bei, dass das Messer in nassen oder feuchten Umgebungen nicht rostet oder Flecken bekommt.
Verschleißfestigkeit
Der Härtegrad von X50CrMoV15 reicht aus, damit die Klinge jahrelang hält, indem er den Verschleißeinflüsse fernhält, selbst wenn das Messer häufig benutzt wird.
Schärfe
Ein weiterer Pluspunkt von X50CrMoV15 ist, dass er extrem leicht zu schärfen ist. Das liegt daran, dass er einen moderaten Kohlenstoffgehalt hat, was ihn weniger hart macht. Wer gerade erst lernt Messer zu schärfen, für den ist dieser Stahl gutes Übungsmaterial denn hier erhält man eine rasiermesserscharfe Schneide quasi im handumdrehen.
Zähigkeit
Eine der Eigenschaften, die diesen Messerstahl so bekannt gemacht haben ist die hohe Zähigkeit die er bietet – sie kompensiert, dass er kein superharter Stahl ist. Es ist beeindruckend wie gut ein X50CrMoV15-Messer Stößen, Schlägen und seitlichen Kräften standhält, wenn es missbraucht wird oder harte Schneidaufgaben zu bewältigen hat.
Ist X50CrMoV15 ein guter Messerstahl?
X50CrMoV15 ist ein guter Stahl für Messer und bietet hohe Zähigkeit, einfache Schärfung und gute Korrosionsbeständigkeit. Die Fähigkeit, Missbrauch standzuhalten und Korrosion zu widerstehen, macht diesen Stahl ideal für Küche oder Camping- / Bushcraft-Messer. Durch die leichte Schärfbarkeit ist der rostfreie Stahl X50CrMoV15 auch für Anfänger geeignet, die das Schärfen noch lernen müssen. Was gegen die Eignung für ein Outdoormesser spricht ist, dass dieser Stahl seine Schärfe nicht lange hält – man muss ihn praktisch vor jedem Gebrauch schärfen. Das ist bei Küchenmessern zu tolerieren – wir können ja die Bilder wo Küchenchefs oder Fleischer ihr Messer vor Gebrauch über einen Wetzstahl abziehen – andererseits macht das diesen Stahl für ein Outdoormesser nur wenig interessant. Und das ist wohl auch der Grund warum er praktisch nicht in Outdoormessern zu finden ist.
Der faire Preis der Messer aus diesem Stahl macht sie dennoch zu einer guten Wahl für Messeranwender mit kleinem Budget, die ein Qualitätsmesser mit großer Leistung suchen, man sollte sich aber nicht davor scheuen es regelmäßig schärfen zu müssen.
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X50CrMoV15 und anderer Stahl
X50CrMoV15 vs. AUS10 Stahl
Die Schnitthaltigkeit von AUS10 ist der von X50CrMoV15 überlegen, oder anders ausgedrückt, AUs10 bleibt länger scharf. Beide Stähle haben eine hohe Korrosionsbeständigkeit, allerdings ist X50CrMoV15 leichter zu schärfen härter als AUS-10.
X50CrMoV15 vs. VG10 Stahl
VG10 ist ein Stahl mit hohem Kohlenstoffgehalt und bietet eine beeindruckende Schnitthaltigkeit. Er ist jedoch schwieriger zu schärfen und weniger zäh als X50CrMoV15 Stahl. Beide Stähle haben aber eine hohe Korrosionsbeständigkeit.
X50CrMoV15 vs 440C Stahl
Eine 440C Schneide hält ihre Schärfe besser und bietet eine höhere Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu X50CrMoV15, allerdings ist seine Zähigkeit geringer.
Fazit
Es gibt einen Grund warum X50CrMoV15 Stahl nicht in Outdoormessern zu finden ist – und das ist seine Eigenschaft eine scharfe Schneide (nicht lange) halten zu können. Obwohl theoretisch seine Zähigkeit für ihn spricht, ist die Notwendigkeit des Schärfens vor Benutzung keine wünschenswerte Eigenschaft, und hier gibt es Messer im gleichen Preisbereich die über bessere Eigenschaften verfügen.
Wer aber auf der Suche nach einem zuverlässigen Küchenmesser zu einem vernünftigen Preis ist und das vorherige Abziehen an einem Wetzstahl o.ä. nicht scheut (ohnehin eine Standardpraxis in der Küche), der sollte auch Modelle aus X50CrMoV15 in Betracht ziehen. Der in Deutschland hergestellte Stahl zeichnet sich durch hervorragende Korrosionsbeständigkeit, Härte und Zähigkeit aus. Sein einziger Nachteil ist wie gesagt die schlechte Schnitthaltigkeit, so dass er regelmäßig geschärft werden muss. Dies wird jedoch durch die Tatsache ausgeglichen, dass dieser Stahl sehr leicht zu schärfen ist.
Auch interessant:
Leitfaden Messerstahl
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Hey,
u.a. Wüsthof verwendet diese Stahlsorte für ihre Küchenmesser.
https://www.wusthof.com/de-de/herstellung
Gemäß der Beschreibung handelt es sich um einen Edelstahl – bzw. zu dem „X“ schreibt Wüsthof folgendes: Edelstahl – Das Grundmaterial unserer Messer.
Sind die Ausführungen von Wüsthof dazu ggf. nicht 100%ig korrekt?
Danke und Grüße!
Hallo Jonas,
danke für deine Frage.
Meiner Aussage, dass X50CrMoV15 kein Edelstahl sei, liegt die (bzw. meine) Logik zugrunde, dass der Schwefel- und Phosphorgehalt (sog. Eisenbegleiter) nach DIN EN 10200 den Grenzwert von 0,025% nicht überschreiten darf, damit sich ein Stahl „Edelstahl“ nennen darf – was er im Falle des Phosphors mit 0,4% aber tut.
Möglicherweise produziert Wüsthof Messer mit einem Phosphorgehalt von max. 0,025%, dann würden sie sich innerhalb des Zulässigen Bereichs bewegen und deren Stahl formal korrekt die Bezeichnung „Edelstahl“ tragen (dürfen). Schließlich trifft die Definition ja nur eine Aussage bzgl. des Maximalgehaltes der nicht überschritten werden darf, und nicht über die Mindestmenge.
Das gesagt, ist Werkstoffkunde auch keine genaue Wissenschaft, denn in der Theorie mag so ein Grenzwert ja gut funktionieren, in wie weit er sich aber unter Produktionsbedingungen einhalten lässt – da kann ich nur mutmaßen.
Meiner Meinung nach ist der Begriff „Edelstahl“ eigentlich nur eine Form von „Marketing“, denn er suggeriert etwas, nämlich besser („Edel“) zu sein als etwas anderes. Der Laie setzt dabei Edelstahl mit der Eigenschaft „nicht rostend“ gleich. Das trifft zwar unter normalen Bedingungen zu, entspricht aber nicht seiner Defintion (siehe Anteil Eisenbegeleiter), zumal es eben auch Nichtrostende Stähle gibt die per Definition keine Edelstähle sind.
Letztlich ist so, ist das Umfeld korrosiv genug, dann wird auch der beste Stahl korrodieren.
Schöne Grüße,
Andreas
(: Einfach nur DANKE für die umfassende Erklärung, – nach ~25 Jahren weiß ich jetzt, was für Messer ich habe!
Freut mich geholfen zu haben 🙂