Das Feuer beherrschen zu lernen war eine der großen, wenn nicht gar die größte Leistung des Menschen. Feuer spendet Licht, Wärme und Leben, und unser modernes Leben wäre ohne Feuer schlicht undenkbar. Dabei macht sich heutzutage kaum mehr einer Gedanken wie man denn überhaupt ein Feuer erzeugt. Wir nehmen die Zivilisation mit ihren Errungenschaften als gegeben hin. Spätestens seit es an jeder Ecke für ein paar Cent Feuerzeuge und Streichhölzer zu kaufen gibt, zusammen mit Grillanzündern, ist die Kunst ein Feuer machen zu können nicht mehr nötig. Meint man. Oder etwa doch nicht?
Zeiten von gesellschaftlichen Umbrüchen wie sie sich am Horizont abzeichnen bergen immer auch die Gefahr mangelnder Versorgungssicherheit. Schnell findet man sich dann in Situationen wieder wo man nicht auf die gewohnten „Convenience-Produkte“ zurückgreifen kann und improvisieren muss.
Improvisieren heißt, mit Einfallsreichtum das Beste aus dem zu machen was man zur Verfügung hat. Darauf werde ich aber in späteren Beiträgen noch eingehen. In diesem Beitrag hier möchte ich mich zunächst mal ausschließlich mit den Grundlagen des richtig Feuermachens draußen beschäftigen. Also draußen in der Natur mit den Gegebenheiten in Deutschland beziehungsweise Mitteleuropa.
Inhaltsverzeichnis
#1 Der richtige Platz
Der Einfachheit halber übergehe ich mal die rechtliche Seite, nur soviel: in Deutschland darf man nicht überall Feuer machen. Entweder man macht es an ausgewiesenen Orten, auf (eigenem) privaten Grund und Boden oder man erkundigt sich ob es an der gewünschten Stelle erlaubt ist.
Andererseits gibt es in Deutschland jede Menge öffentliche Feuerstellen, Grillplätze mit und ohne Schutzhütten. Dort kann man ganz legal ein Feuer machen. Ausnahme – es gibt tagesaktuelle Verbote wegen zu großer Trockenheit und der damit verbundenen (Wald-) Brandgefahr. Dann bitte daran halten.
Grillplätze und -hütten sind relativ selbsterklärend. Oft gibt an einem Platz mehrere Feuerstellen, beziehungsweise in relativer Nähe mehrere Grillplätze. Möchte man dort nicht nur ein Feuer machen um beispielsweise zu grillen, sondern auch zu übernachten, dann kommt der Wahl des richtigen Platzes eine noch größere Bedeutung zu. Hier sollte man, so fern möglich, lieber einen abgelegeneren und weniger populären Platz wählen um ungestört zu sein.
Wenn die ausgewählte Ort keine bereits vorhandene Feuerstelle ist, dann sollte die Stelle für das Feuer so gewählt werden, dass sie windgeschützt, nicht in einer Senke (Kohlenmonoxid!) ist und es im Umkreis von mindestens 6 Metern nichts leicht Brennbares wie etwa trockene Büsche gibt. Auch sollte der Boden nicht knochentrocken sein wenn er bewachsen ist. Es besteht sonst die Gefahr eines Wurzelbrandes. Hier dann, sofern geeignetes Werkzeug vorhanden ist, die Grasnarbe in ausreichender Größe (temporär) abheben. Nach gelöschtem Feuer vor Verlassen des Ortes legt man diese dann wieder an ihren Ursprungsort zurück.
Vorsicht ist ebenfalls geboten auf Waldböden mit einer dicken Schicht Blätter. Auch wenn die obere Schicht feucht ist. Zum einen kann das Feuer einsinken und zum anderen können die Blätter durch die Hitze des Feuers trocknen und sich das Feuer ausbreiten. Auch in Moor- und Torfgebieten ist erhöhte Vorsicht geboten.
Hat man keine Möglichkeit einen besseren Ort zu wählen, weil es beispielsweise bald dunkel wird, dann kann man sich behelfen indem man an der Feuerstelle erst mal ein „Fundament“ aus Steinen ausbringt um den Untergrund zu schützen. Sollten Steine nicht vorhanden sein kann man auch dicke Äste verwenden. Dicke Äste, vor allem wenn sie noch relativ frisch sind, brennen entgegen landläufiger Vorstellung erstaunlich langsam runter runter. Vor allem bei einem relativ sauerstoffarm brennenden Feuer, also ohne Kamineffekt und zusätzlicher „Beatmung“.
#2 Das Brennmaterial
Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die Verfügbarkeit von Brennstoff. Ist der gewählte Platz stärker frequentiert, dann ist die unmittelbare Umgebung oft wie leer gefegt. Man muss dann schon weitere Strecken in Kauf nehmen um geeignetes Brennmaterial zu finden. Um dem Vorzubeugen sollte man sich schon rechtzeitig auf dem Weg dorthin um Brennmaterial kümmern. Das geht einfach indem man rechtzeitig rechts und links des Wegs Ausschau nach brauchbarem Brennmaterial hält. Sollte es in unmittelbarer Nähe der Grillstelle dann kein Brennmaterial haben, dann muss man nicht lange suchen. Natürlich hilft es immens wenn man die Gegend kennt und weiß wo was ist.
Beim Brennmaterial müssen wir zwei Arten unterscheiden:
- Brennmaterial um das Feuer zu entfachen und „aufzubauen“
- Brennmaterial um das Feuer am brennen zu halten
Um ein Feuer draußen erfolgreich zu entfachen braucht man zunächst Kleinholz – Späne, dünne Zweige, Reisig, getrockene Blätter, idealerweise auch Zunder (vom Zunderschwamm, ein Pilz der als Parasit an Bäumen wächst) alles was sich leicht entzünden lässt und gut brennt. Besonders geeignet sich Birkenrinde, watte-artiges Pflanzenmaterial (Distelsamen usw.) und dünne Äste, idealerweise mit Baumharz (Nadelbäume). Findet man nichts was kleinteilig genug ist dann zerkleinert man trockene Äste indem man sie längs spaltet oder mit einem Messer Späne abhebt. Bevor man schließlich anfängt das Feuer aufzubauen sortiert man das gesammelte Material der Dicke nach. Mit Blättern und Reisig sollte man allerdings sparsam sein, wegen der Rauchentwicklung.
#3 Aufbau des Feuers
Oft findet man an Feuerstellen Holzreste von früheren Feuern. Ist das Feuer noch nicht so lange aus sind sie teilweise noch warm oder es gibt sogar noch Glut. Das wäre natürlich der Idealfall und erleichtert uns das Feuer machen ganz erheblich. Braucht wir aber nicht. Wir bekommen unser Feuer auch so an. Gehen wir also davon aus, dass nichts der gleichen vorhanden ist was uns das Feuer machen erleichtern würde.
Auf unser „Fundament“ legen wir ein kleines Häufchen leicht brennendes Material. Ein paar trockene Blätter, ein paar Fasern, Holzspäne, etwas Birkenrinde. Wenn vorhanden etwas Harz. Über/um dieses Häufchen schichten wir nun etwas dickere Ästchen und Späne. Dies kann entweder in Kegelform oder locker über Kreuz geschehen. Insgesamt sollte es locker und luftig sein. Der Sinn dahinter ist, dass die trockenen Fasern eine größere Flamme produzieren die die etwas dickeren aber immer noch dünnen Zweige entzünden. Ziel ist es, die etwas dickeren Zweige zu entzünden, bevor das „Starter-Feuer“ verlischt.
#4 Das Feuer entzünden
Um das Feuer dann letztlich anzuzünden brauchen wir eine Hitzequelle die in einem Punkt genug Hitze generieren kann um das Feuer zu entzünden. Um nur einige Möglichkeiten zu nennen:
- Feuerzeug
- Streichhölzer
- Funken eines Feuerstahls
- Ein auf einen Punkt fokussiertes Brennglas
- Reibungshitze mit einem Feuerbohrer
- Funke einer kurzgeschlossenen Batterie
- …
Streichhölzer
Normale Streichhölzer haben den Nachteil, dass ihre Menge endlich ist, und sie schnell ausgehen. Zudem sind sie empfindlich gegen Nässe und dann unbrauchbar. Man kann sie aber relativ leicht wasserdicht machen in dem man sie in flüssiges Wachs eintaucht (Teelicht).
Feuerzeuge
Feuerzeuge sind etwas weniger endlich, aber auch empfindlich gegen Nässe. Ich empfehle kleine BIC-Feuerzeuge. Diese sind klein, leicht, zuverlässig, halten ewig und versagen in de Regel nicht abrupt. Zur Sicherheit würde ich mindestens 2 Mitnehmen und diese an unterschiedlichen Orten vor Feuchtigkeit geschützt verstauen.
Feuerstahl
Feuerstahl, oder auch Funkenschläger, erfreuen sich in der Outdoorszene großer Beliebtheit. Das liegt daran, dass sie robust und nicht feuchtigkeitsempfindlich sind. Allerdings erfordert das Feuer machen mit einem Feuerstahl etwas Übung und die richtige Technik. Um mit einem Funkenschläger ein Feuer zu entfachen schabt man langsam etwas Material vom Material des Stabs auf das Starterhäufchen. Dann schabt man einige Male schneller und schlägt so Funken auf das abgeschabte Material. Hat man alles richtig gemacht dann gibt es eine Stichflamme die das Starterhäufchen entzündet. Wichtig ist vor allem, dass der Feuerstahl nicht zu klein, da zu unhandlich ist. Wer sich einen Feuerstahl zulegen will sollte sich diesen hier mal anschauen.
#5 Das Feuer am Laufen halten
Haben wir erst mal eine stabile Flamme, dann ist alles nur noch eine Frage der Vorbereitung: nun gilt es einfach sukzessive mit dem vorher bereit gelegten Material reihum immer dickere Äste aufzulegen und das Feuer in die Höhe zu ziehen. Wichtig ist hierbei das Feuer nicht zu ersticken indem man zu schnell zu viel beziehungsweise zu dickes Material auflegt. Erst wenn man ein richtig heißes Feuer und eine gute Glut hat sollte man die ganz dicken Äste auflegen.
Sollte der Wind trotz sorgfältiger Platzwahl ein Problem sein dann kann auch so vorgehen, dass man um den Starter-Aufbau herum einen Kegel aus stärkeren Ästen aufbaut um das Starterfeuer vor dem Wind zu schützen. Auf der Lee-Seite (die Seite die dem Wind abgewandt ist) lässt man dabei eine Öffnung um das Starterfeuer anzünden zu können.
Profi-Tipp: erweitert man das „Fundament“ nach oben um einige Lagen dicke Äste (jede Lage um 90° eingedreht) dann kann man das Feuer auf diese runter brennen lassen ohne später ständig Holz nachlegen zu müssen.
#6 Das Feuer löschen und den Platz verlassen
Es ist immer gute Praxis sicher zu stellen, dass das Feuer auch tatsächlich aus ist damit sich kein unkontrollierter Brand entwickeln kann. Hierzu kann man dem Feuer den Sauerstoff oder die Nahrung entziehen. Idealerweise entzieht man beides. Planung ist auch hier das A und O – man legt also nicht noch mal ein paar dicke Scheite auf wenn man in absehbarer Zeit gehen will sondern lässt es rechtzeitig runter brennen. Ein anschließendes Löschen mit Wasser ist dann auch um so einfacher. Hat man kein Wasser zur Hand oder kein geeignetes Gefäß um Wasser zu schöpfen, oder ist Wasser knapp, dann kann man auch Sand oder Dreck verwenden. Löscht man mit Wasser so ist es oft die bessere Strategie von außen nach innen, also sukzessive von kalt nach heiß zu löschen und nicht umgekehrt. Ist das Feuer dann gelöscht legt man die vorher abgehobene Grasnarbe wieder zurück, sofern man eine abgehoben hat.
Fazit
Richtig Feuer machen ist gar nicht so schwer. Auch hier gilt der alte Grundsatz: Übung macht den Meister. Gute Vorbereitung tut ein Übriges.
Titelfoto: Vlad Bagacian von Pexels
Was meiner Meinung nach fehlt, ist ein Tipp, wie man bei Sturm und Regen ein Feuer hinbekommt. In einem echten Sturm ist ein üblicher Windschutz (Jacke, Decke o.Ä.) nicht genügend. Ich selber baue mir dann eine „Zunderbox“ aus Rindenstücken – vorzugsweise Birkenrinde – in der Grösse meiner Faust (sieht wie eine Konservendose aus). Sie wird mir dem üblichen Anfeuermaterial zur Hälfte gefüllt, mir der Öffnung nach unten platziert und dann wird im Innern das Feuer gestartet.
Hallo Hanns Klaus,
vielen Dank für deinen Tipp, es gibt doch immer noch was hinzu zu lernen! Natürlich ist es unmöglich alle möglichen Situationen abzubilden, daher denke ich geht es unterm Strich natürlich darum in Abhängigkeit von der Situation und den zur Verfügung stehenden Mitteln die Bedingungen zu schaffen um ein Feuer zu entfachen – das ist eben die Kunst beim Survival … 😉
Viele Grüße,
Andreas